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Elfter Tag in der Normalzeit

September, 14

Das Stadtleben tickt anders, die Menschen ticken anders – viel eiliger als ich….
Die Stadt ist ja ohnehin schon recht hektisch.
Es kommt mir jedoch so vor, als hätten es die Menschen ab Nachmittag noch mal besonders eilig.
Auch viele Kollegen und Kunden scheinen heute irgendwie “Dampf unter’m Deckel” zu haben, waren oft nervös und tatsächlich unkonzentriert im Gespräch.
Ich musste mich heute oft wiederholen oder noch mal erklären, worum es grad geht….
Nun, vielleicht war das heute auch alles nur Zufall.
Oder selektive Wahrnehmung.
Es fiel mir nur so auf, als ich heute in der Stadt meine Arbeitstermine hatte.

Nach Feierabend, wurde ich zu Hause etwas müde und machte ein kurzes Schläfchen.
Ich weiß noch, daß ich das als Kind am frühen Abend auch oft tat in der Zeit September/Oktober.
Damals gab es noch keine “Sommerzeit”.
Doch mit der MESZ ist es zu dieser Zeit schon Abendbrotszeit und da mache ich kein Feierabend-Nickerchen…
Jetzt aber habe ich meine Normalzeit zurück und mehr Zeit für sowas übrig.

Als ich wieder aufwachte war schon späte Dämmerung.
Und weil ich durch die Stadt leider noch viel zu oft mit der falschen Uhrzeit konfrontiert bin, hatte ich das unbewusst verinnerlicht und war nun beim Blick aus dem Fenster in Sorge den Abend verpennt zu haben.
Umso beruhigender der Blick zu Uhr: 19:15 Uhr.
Sofort war ich erfreut: ich habe noch den ganzen schönen Freitagabend vor mir und bin doch ausgeruht!
Es ist einfach nur schön!

paragliding-593944_by_Republica_pixabay_lizenz_cc0

Zehnter Tag in der Normalzeit

September, 13

Ein schöner Morgen, ich bin um 6:30 Uhr vor dem Frühstück ein wenig draußen gewesen zum Sonnenaufgang.
Sehr erfrischend und schön.
Ein guter Start auch in den Arbeitstag.

Die Arbeit ging gut von der Hand und ich genoß den Fensterplatz, wo ich schreibe und das helle Licht vor mir habe.
Der Arzt, Herr Hilgers, empfiehlt in seinen Tipps zum Leben in der Normalzeit, sich regelmäßig ins Tageslicht zu begeben für 10-15 Minuten, vorallem vormittags.
Wer kann, dem hilft zusätzlich ein kurzes Mittagsschläfchen.
Das ist natürlich schwer mit Arbeitszeiten vereinbar.
Deshalb bin ich froh um meinen Fensterplatz.
Die Blauanteile im Licht steuern die innere Uhr  und sind besonders in der Morgen- und Abenddämmerung wirksam.
Hierbei ist besonders wichtig, daß die Farbwahrnehmung der Netzhaut unabhängig von der Helligkeit ist.

Durch Anklicken des Bildes erfolgt eine Verbindung zu googleapis.com

Das bedeutet, die Netzhaut kann auch an bewölkten Tagen wahrnehmen, wann Dämmerung ist.
Im Grunde ist das ein schlauer Trick der Natur, so daß sich die inneren Uhren einzelner Systeme und Organe im Körper immer justieren können an Hand  der Blauanteile im Licht.

Durch Anklicken des Bildes erfolgt eine Verbindung zu googleapis.com

Das der Blauanteil des Sonnenlichts unsere innere Uhr steuert, wusste ich bislang nicht.
Jedoch wird mir nun im Nachhinein klar, weshalb mir grad in den Übergangszeiten Frühjahr und Herbst ein normaler, dem Sonnenlicht angepasster Rhythmus so wichtig ist.
Und da ich diesen Rhythmus auf Grund der MESZ ab Ende März bis Ende Oktober gar nicht leben konnte in den vergangenen Jahrzehnten, war ich in der Zeit – und besonders in der Übergangszeit – deswegen sehr angestrengt, oft erschöpft und sogar arbeitsunfähig an manchen Tagen.
Ich bin mir damit so sicher, weil all diese Symptome ab November verschwinden.
So, wie sie auch jetzt verschwunden sind, nach Einführung meiner privaten Normalzeit.

people-2596150_by_StockSnap_pixabay_lizenz_cc0Heute nachmittag war eine gute Bekannte von mir da, die ich schon lange kenne.
Sie hat gleich die roten Zettel auf den MESZ-Uhren gesehen und gefragt, was das soll.
Ich habe ihr von meinem Normalzeit-Experiment erzählt.
Sie war überrascht und zugleich gab sie mir viel Zuspruch.
Weil wir uns schon so lange kennen, konnte sie gut beurteilen, daß mein Wohlbefinden in der MESZ zusehendst nachliess und spätestens ab Mitte August bis Anfang November mit mir nicht viel los war und das Leben einfach nur noch mühsam für mich war.
Sie betonte, daß ich heute viel, viel vitaler auf sie wirke, gar nicht so wie sonst in letzter Zeit.
Für sich selbst fand sie die Idee der privaten Normalzeit auch interessant.
Es erging ihr wohl ähnlich wie mir, als ich erfuhr, daß es Menschen gibt, die so leben.
Sie hat einen Partner und ein erwachsenes Kind, das noch bei ihr lebt.
Ihr Mann hat so frühe Arbeitszeiten, daß ihm ein veränderter Rhythmus zu Hause wohl gar nicht besonders stören würde.
Das Kind geht auch eher eigene Wege.
Nur zum Abend trifft sich die Familie und isst warm.
Doch selbst da würde es nur zu einer Verschiebung von c.a. 30 Minuten kommen.
Meine Bekannte fand die Vorstellung der zurück gewonnenen Stunde gut und würde es am liebsten machen.
Da ihre Arbeit auch auf Kunden-Terminen basiert, wäre ein doppeltes Kalendermodell für sie machbar.
Sie ist sich jedoch nicht sicher, ob sie Probleme mit der Familie bekommt.
Ich kann ihr Zögern gut verstehen.
Ich hatte ja auch gedacht, es wäre etwas ganz schweres nach Normalzeit zu leben, während alle anderen ihre Uhren eine Stunde früher die gestellt haben.
Mal schauen, wie sie sich entscheidet.
Bestimmt guckt sie erstmal, wie es mir damit geht.
Spätestens im Falle einer politischen Entscheidung für die verrückte MESZ als Dauerzeit würde sie vielleicht aktiver werden.
Denn sie sagt selbst, daß sie das Gefühl hat, den ganzen Tag der Zeit hinterher zu rennen, schon morgens, wenn sie eigentlich noch im Bett liegt….
Das kenne ich, und real tut man das ja auch, wenn man mit der MESZ lebt.

Ich freue mich, so eine tolle Zustimmung und Ermunterung erhalten zu haben von der ersten Person, die ich eingeweiht habe.

pretty-woman-150995_by_jill111_pixabay_lizenz_cc0

Update:
2018-09-23
Blauanteile im Dämmerlicht mit ergänzenden Links und Bildern

 

Dritter Tag in der Normalzeit

September, 07

Heute habe ich Termine mit Kunden gehabt.

Das klappte ganz gut mit den beiden Kalendern.

Zu oberst liegt das Kalenderblatt mit den Terminen in Normalzeit.

Direkt dahinter liegt das Kalenderblatt mit den Terminen in der sogenannten “Sommerzeit” – so, wie ich sie mit den Teilnehmern verabredete.
Es gibt keine Probleme damit.

Es ist einfach nur wichtig, konsequent in der Normalzeit zu leben, dann klappt es auch mit der pünktlichen Termineinhaltung.

Beispiel:

Termin nach “Sommerzeit” von 10:00-12:00 Uhr.

Termin nach Normalzeit von 9:00-11:00 Uhr.

Anfahrt: 1 Stunde.

Also fahre ich um 8:00 Uhr los und bin um 9:00 Uhr da und der Termin beginnt pünktlich.

Wenn der Tag so geplant ist, dann gibt es gar kein Durcheinander.

Es ist nur wichtig, die Termine einmal im Vorwege in Normalzeit umzuplanen.african-american-3496261_by_rawpixel_pixabay_lizenz_cc0

Auch neue Terminabstimmungen klappen gut.

Ich verabrede die neuen Terminabstimmungen mit den Teilnehmern in “Sommerzeit”.

Ich trage sie ein in das Kalenderblatt für “Sommerzeit”.

Dann rechne ich eine Stunde weniger und trage die Termine noch mal für Normalzeit ein in das Kalenderblatt für die Normalzeit.

Was sich kompliziert anhört, ist in der Praxis ganz einfach und geht rasch.

Wer nie mit Terminen arbeitet, der ist von sowas nicht betroffen.

Wer Gleitzeit-Arbeitszeiten hat, kann sie entsprechend anpassen auf die Normalzeit.

Arbeitsbeginn in der “Sommerzeit” um 9:00 Uhr.

Arbeitsbeginn in der Normalzeit um 8:00 Uhr.

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Ich habe heute länger gearbeitet, ohne daß es mir auffiehl.

Es gab einiges zu erledigen, das ich rasch noch abschliessen wollte.

Auf dem Rückweg zum Feierabend war auf der Autobahn alles schön frei.

Mache ich Feierabend um 18:00 Uhr Normalzeit, ist es für alle Anderen schon 19:00 Uhr.

Die Hauptverkehszeit ist da schon eher am abklingen.
Sehr vorteilhaft!

Den ganzen Tag über war ich entspannt.

Die Gesprächstermine waren zwar anstrengend gewesen, doch ich bin nicht so erledigt und auf innere Abwehr eingestellt wie sonst oft am Feierabend.

Das Gefühl, mich verkriechen zu wollen und mich unbedingt irgendwo geborgen erholen zu wollen, ist weg.

Es war in den letzten Monaten immer da, wenn ich zum Feierabend von Außenterminen nach Hause kam.

Oft hatte ich dann auch wenig Lust mir ein schönes Abendessen zuzubereiten und war rasch innerlich in Eile beim Essenmachen.

Diese innere Eile holte mich wie eine Angewohnheit heute abend auch ein, als das Essen brutzelte (ich esse warm) und ich den Tisch deckte.

Ich hielt inne. Was war los?

Ich schaute auf die Uhr und wurde nach und nach ruhiger und entspannter.

Schon beim Essen verflog die Eile sofort.

Doch ich merkte, am Abend heute kann ich die innere Unruhe nicht ganz ablegen.

Kein Wunder nach all den Monaten.

Dennoch bin ich heute nach der Arbeit vergleichsweise ruhig und entspannt, wesentlich mehr als die vergangenen Tage und Wochen.

In mir bildet sich jedoch die Frage, wieviel an Lebenszeit und Lebensqualität mir all die Jahrzehnte genommen wurde durch diese verrückte Zeitverdrehung.

leaves-3627259_by_MabelAmber_pixabay_lizenz_cc0

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