Am Sonntag, 27.10.2024 ist endlich wieder Normalzeit
Wir können endlich wieder ausschlafen.
Unser Leben richtet sich wieder mehr nach der Sonne und ihrem Licht.
Für viele beginnt jetzt eine große Erholung.
Und ich Normalzeitlerin freue mich, wieder mit der Gemeinschaft in der selben Zeit zu leben.
Der Oktober zeigte in diesem Jahr mit all den Aufgeregtheiten und Kurzschlüssen im Privaten und in der Öffentlichkeit, wie schädlich sich das Leben in der falschen Zeit auswirken kann.
Wie oft hörte ich von Freunden und Freundinnen in diesem Oktober, dass sie insgesamt eine angespannte Stimmung spüren würden.
Das kann man nicht nur auf das Leben in der falschen Zeit schieben, denn die Krisen in unserer Welt sind groß und oft drängend.
Sie setzen uns unter Streß, manche haben Ängste, andere verdrängen das alles.
Doch der Streß bleibt – und erhält zusätzlich Futter durch das zwangsläufige Leben mit der falschen Zeit. Ich habe dies schon seit vielen Jahren beobachtet, dass sich vor allem im September und Oktober zunehmend die Stimmung bei den Menschen um mich herum verschlechtert, sie sind müde, gereizt, unkonzentriert und rasch verärgert.
Jetzt, nach der Zeitumstellung in die entspannende Normalzeit legt sich das wohl bald wieder und die Menschen kommen hoffentlich wieder mehr zur Besinnung.
Viele Menschen fragen sich spätestens anlässlich der Zeitumstellungen, wann die EU nun ihr Versprechen einlöst, nicht mehr 2 mal im Jahr an der Uhr drehen zu müssen mit all den negativen Folgen, – besonders bei der Umstellung im Frühjahr in die zu frühe Zeit (MESZ).
Das hat sich auch der WDR gefragt und hierzu einen Podcast erstellt:
Ganz richtig wird dort an Junckers Versprechen erinnert – und auch, wie er mit einem Nachsatz dieses Versprechen unmöglich machte.
Anstatt einfach erstmal die europäische Sommerzeitverordnung abzuschaffen, – was ja recht einfach gewesen wäre – , ermunterte er die EU-Staaten sich zu überlegen, in welcher Zeitzone sie denn ab dann leben wollen.
Also unabhängig vom realen Ort und dortigen Sonnenstand, sollten sie sich eine Zeitzone aussuchen können.
Seit dem hält die Verweigerung der Staaten an, sich zu einigen.
Zurecht wird eine Folgenabschätzung eingefordert.
Die EU meint, das bräuchte sie nicht veranlassen, da sie die genauen Details der Besonderheiten in den einzelnen EU-Staaten nicht kenne.
Was eine Ausrede ist, denn so viele Besonderheiten gibt es nicht.
Es gibt schon viele Studien zur Schädlichkeit der Zeitumstellung und auch zur sogenannten „Sommerzeit“.
Leider wohl noch keine dazu, wie sich die Abschaffung auf den EU-Binnenmarkt auswirken würde.
Deren angebliche Wichtigkeit halte ich ebenfalls für vorgeschoben, denn Güterverkehr läuft ohnehin mit UTC und Reisende haben in der Regel sich selbst anpassende smarte Uhren bei sich.
Kaum jemand müsste noch an der Uhr stellen beim Wechsel in eine andere Zeitzone.
Und die jährlichen Umstellungen von Abfahrtszeiten entfielen ebenfalls.
Es bleibt zu hoffen, dass die gesundheitlichen Aspekte mehr Gewicht erhalten als der Handel.
Denn müde und kranke Menschen schaden der Wirtschaft sehr!
Im EU-Parlament mehren sich die Stimmen der Abgeordneten endlich das Vorgehen zur Abschaffung der Zeitumstellung zu klären.
Sie haben einen Brief an Ursula von der Leyen geschrieben, um das Thema wieder auf die Tagesordnung zu bekommen.
Auch an Polen wurde geschrieben, das nach Ungarn bald den Vorsitz im EU-Rat haben wird.
Wer seine EU-Abgeordneten hierfür anschreiben will, wird hier fündig: EU-Abgeordnete – Kontaktdaten
In früheren Jahrhunderten dachten die Menschen, daß die Erde das Zentrum des Weltalls sei.
Es galt die Auffassung, die Sonne drehe sich um die Erde, ebenso der Mond und alle anderen Sterne.
Nur mühsam setzte sich die Erkenntnis duch, daß die Erde nicht das Zentrum des Weltall ist.
Der größte Verhinderer der Erkenntnisse von Entdeckern in der Seefahrt und von Wissenschaftlern wie Kepler war die Kirche.
Sie hatte die Deutungsmacht, die letztlich ihren hohen „Würdenträgern“ das enorme, wirtschaftliche Wohlergehen sicherte! Heute ist diese Macht der Kirche gebrochen und jedes Kind weiß hier, dass die Erde rund ist und sich um die Sonne dreht.
Auch weiß jedes Kind, dass sich das Leben auf der Erde nach der Sonne richtet.
Sowohl im Hinblick von Tag und Nacht als auch in Bezug auf die Jahreszeiten.
Schon im Biologie-Unterricht können Kinder durch Beobachtung von Blumen wie z.B. den Gänseblümchen auf der Wiese oder den Vögeln wie z.B. den Amseln lernen, dass sie mit dem Sonnenaufgang erwachen und erblühen bzw aktiv werden und mit Sonnenuntergang die Blüte schliessen bzw. schlafen.
Die Gezeiten von Ebbe und Flut richten sich nicht nach dem Sonnenlicht, sondern nach mechanischen Gesetzen.
Hier ziehen Sonne und Mond das Wasser an und die Fliehkräfte der Erdumdrehung tun das ihre dazu.
Die Pflanzen, Tiere und Menschen der Küstengebiete richten sich danach im Verbund mit Tag und Nacht.
So lief das über viele Jahrhunderte gut, die Menschen richteten sich nach diesen Naturgesetzen und konnten auf diese Weise auch manches im Voraus planen, um stets Nahrung und Vorräte zu haben.
Erfindungen wie Telegrafie und Eisenbahnen ermöglichten überregionalen Handel und Wissensaustausch sowie das Reisen und eine zeitnahe Post. Eine Vereinheitlichung von Abfahrts- und Ankunftszeiten von Eisenbahnen schien vielen Menschen von Nöten, um besser planen zu können und keinen Zug zu verpassen, der ihnen wichtig war.
So entstanden im Laufe die Zeitzonen von 15°, die sich im Mittel nach dem Sonnenstand im Zenit richten. Für viele Menschen galt damals lange noch die Ortszeit gemäß ihrem örtliche Sonnenstand parallel zur Zeitzone, denn Uhren waren noch teuer und entsprechend wenig verbreitet.
Die meisten Menschen orientierten sich lange noch nach dem Sonnenstand am Himmel.
Im Zuge der Internationalisierung und Gobalisierung von Handel und Verkehr wurde es notwendig, die Vereinheitlichung von Zeit praktikabel zu machen.
International agierende Transporte nutzen heute UTC.
Die koordinierte Weltzeit nennt sich auf englisch Coordinated Universal Time mit der Abkürzung UTC, sie ist die heute gültige Weltzeit. Eingeführt wurde sie 1972.
Hiermit kann man unabängig planen und sich abstimmen.
Das ist hilfreich für weltweiten Handel, Verkehr und Kommunikation.
D.h. einfach ausgedrückt: egal in welcher Zeitzone ich mich selbst gerade befinde, kann ich mich mit UTC zu einer internationalen Konferenz via Internet rechtzeitig am Monitor einfinden oder Ankunftszeiten von Frachtern oder Überland-Transporten planen.
UTC dient als weltweit vereinheitlichte Zeitskala für Handel, Transport, Militär, Wissenschaft und Kommunikation.
Wer international viel agiert oder kommuniziert, lebt weiterhin in der Zeitzone des eigenen Aufenthaltes und ist mit UTC darüber orientiert, welche Zeitzone und Uhrzeit die Handels- und Kommunikations-Partner haben.
Im privaten Alltag schaue ich meist zuerst wo die Sonne am Himmel steht und weiß unter Berücksichtigung der Jahreszeit ungefähr wie spät es ist.
Schaue ich zur Uhr, kenne ich die Uhrzeit für die Region meiner Zeitzone (die seit 1972 international in UTC kommuniziert wird), die für die dort lebenden Menschen in der Regel die zeitliche Orientierung gibt.
Will ich mich in Deutschland mit einem Gesprächspartner aus Neuseeland zur Videokonferenz verabreden, mache ich dies mit Hilfe von UTC, indem ich die Stundendifferenz errechnen kann.
In all diesen Fällen macht die Vereinheitlichung von Uhrzeit einen Sinn, um sich zeitlich orientieren zu können.
Die Uhrzeit wird zu einem Parameter, der zu einer Verabredung oder Planung dient.
Schon ab Einführung der Zeitzonen und der Standardzeit c.a. in der Mitte des 19.Jahrhunderts war die somit ermittelte Zeit meist nicht mehr genau jene, die dem örtlich Sonnenstand entsprach, sondern sie wich ab bis zu +/- einer halben Stunde. Schon hier trennte sich die Standartzeit von der Ortszeit.
Doch sie orientierte sich letztlich noch an dem Sonnenstand im Mittel von +/- 30 Minuten.
Das machte es den meisten Menschen schon damals möglich, sich damit zu arrangieren, auch wenn sie selbst oft noch keine Uhr hatten, nur eine Kirchturmuhr oder höchstens eine einzige in der guten Stube.
Nicht von ungefähr kommt es daher, daß die Verstellung der Uhrzeit um eine Stunde nach vorne seit ihrer Einführung 1980 in Deutschland zu vielen Protesten führte.
Da es damals noch kein Internet und soziale Medien gab, verhallte dieser Protest in den öffentlichen Medien rasch nach der Einführung wieder und ploppte höchstens mal zum Zeitpunkt der Umstellung auf.
Bis zu 90 Minuten Abweichung der Uhrzeit vom örtlichen Sonnenstand war für viele Menschen im Alltagserleben unangenehm und desorientierend.
Für nicht wenige ist es das auch heute noch.
Durch die Lebensumstände der reicheren Nationen in Europa gibt es hier inzwischen einen Lebensstil, der sich weitgehendst von der Natur und ihren Rhythmen verabschiedet hat und selbst in der Landwirtschaft wird versucht, die Natur möglichst zu „zähmen“ gemäß den Bedürfnissen globalisierter Handelsketten und deren Gewinnen.
Mit der Diskussion um die Neugestaltung von Zeitzonen und Standardzeiten in Europa – seit 2018 angestoßen durch eine unverbindliche Meinungsumfrage der Europäischen Kommission – zeigt sich, daß die großflächige Vereinheitlichung von Uhrzeit zu einem scheinbar unlösbaren Konflikt mit der regional auf 15° Grad begrenzten Zeitzone führt, die sich viele Bürger in der EU wünschen und die vor Jahrhunderten zu einer Akzeptanz einer vereinheitlichten Uhrzeit führte.
Da nicht jeder einzelne Bürger internationalen Handel und Transport oder täglich internationale Videokonferenzen hat, wirkt es lebensweltfremd, eine große vereinheitlichte Zeitzone offiziell einführen zu wollen jenseits von mittleren Sonnenständen der jeweiligen Regionen.
Die Diskussion um Zeitzonen und Standardtzeiten für größere Gebiete in Europa führten in der Öffentlichkeit jüngst zur Verbreitung der Annahme, der Mensch sei Bestimmer über die Zeit in seiner Region und somit sei eine Abstimmung über die eigenen Vorlieben für Tagesverläufe ein demokratischer Vorgang.
Von da an kam es über längere Zeit zu immer tieferen „Grabenkämpfen“ zwischen Befürwortern einer östlichen Zeitzone als dauerhafter Standartzeit (UTC+2) und den Befürwortern der mitteleuropäischen Standardzeit (UTC+1) in Deutschland.
Der zunehmenden Entzweiung wurde ein Ende gesetzt, indem diese Diskussion nicht mehr öffentlich geführt wird, sondern innerhalb des Europäischen Parlamentes bzw. in Ausschüssen.
Die Europäische Union ist historisch aus einer Handelsvereinigung europäischer Nationen entstanden.
Und noch heute hängt ihr diese Prägung an.
Man merkt es bei Themen wie Klima und Tierschutz vs. Handel, Landwirtschaft und Subventionen.
Oder eben auch beim Thema der Zeitzonen.
Denn ein Interesse an einer Vereinfachung von Zeitzonen in Europa hat wohl besonders der internationale Handel und das Transportwesen.
Allerdings nutzen die meisten dort ohnehin schon die koordinierte Weltzeit (UTC).
Ein weiterer Vorteil von späteren Sonnenuntergangs-Uhrzeiten haben Arbeitgeber, deren Arbeitnehmer eher bereit sind Überstunden zu leisten so lange es draußen noch schön hell ist.
Und Vorteile hat das Gaststättengewerbe in der Urlaubszeit, wenn die Menschen eine Stunde länger dort Geld ihr ausgeben.
Arbeitnehmer, die spätere Zeiten für Arbeitsbeginn und Arbeitsende haben, bevorzugen auch oft eine spätere Uhrzeit im Hinblick auf Sonnenuntergänge.
Alle anderen, so scheint es mir, finden in ihrer Lebenswelt keinen dringenden Bedarf für eine uhrzeitliche Verschiebung von Sonnenaufgangs- und -untergangszeiten um bis zu 90 Minuten in Deutschland.
Immer mehr Wissenschaftler melden sich in der Öffentlichkeit zu Wort und liefern Erkenntnisse und Fakten dahingehend, daß eine Vorverlegung von Tagesrhythmen krank macht und sogenannten „Volkskrankheiten“ wie z.B. Depressionen oder Diabetes mellitus Typ II Vorschub leisten.
Hier im Blog wurde oft darüber berichtet und auch die Quellen sind aufgeführt.
Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn und Wirtschaftsminister Altmeyer haben sich positiv zur dauerhaften Vorstellung der Uhrzeit um eine Sunde geäußert.
Zur Begründung führten sie auch persönliche Vorlieben dafür auf.
Der Chronobiologe Professor Till Roenneberg der Uni München meinte hierzu vom „Tagesspiegel“ befragt: „Das ist irre, Hedonismus pur. Das hat nichts mit Wissenschaft zu tun. Das Vorgehen erinnert mich an die Politik von Trump. Das ist genauso, wie wenn man zum Thema Klimawandel sagt: ‚Ist doch schön, wenn wir wärmere Sommer haben.‘ Viele Politiker denken offenbar, es geht hier um Lifestyle. Es geht aber um die Gesundheit der Bevölkerung.“
Die Entscheidung, in welcher Zeitzone wir in Deutschland zukünftig dauerhaft leben sollen, steht noch aus. In 2020 muß innerhalb der EU und in Deutschland eine Entscheidung gefunden werden, da ab 2021 im März oder Oktober – je nach Nation – das letzte mal die Zeitumstellung stattfinden soll.
Ob auf die Wissenschaftler aus Medizin und Chronobiologie gehört wird im Europäischen Parlament und in Deutschland?
Oder glauben manche Entscheider in der europäischen und deutschen Politik, sie hätten die Deutungshoheit über die Zeit?
Die Diskussion um europäische Zeitzonen und Standardzeiten erinnert mich in ihrer Ignoranz von wissenschaftlichen Fakten bislang sehr an die mittelalterlichen Ereignisse und Motive zur hartnäckigen Verweigerung der Erkenntnis, daß die Erde sich um die Sonne dreht.
Quellen:
Interview mit Chronobiologen Prof. Till Roenneberg zur dauerhaften Sommerzeit: